Wir alle brauchen Berührung, das ist ein alter Hut, die Haut als größtes Sinnesorgan, das wissen wir, das haben wir alles schon hundertmal gehört. Aber zurück zur Frage: Wie kommt man an „seine“ Dosis Berührung?

​

Einsamkeit ist schon längst keine Frage des Alters mehr, die Zahl der Single-Haushalte in den Großstädten ist rapide gestiegen. Das bedeutet aber auch, dass viele Menschen nach einer – meist berührungsarmen – Job-Zeit in eine leere Wohnung zurückkehren. Es ist erstaunlich: vor der Industrialisierung haben die Menschen oft auf engstem Raum gelebt und geschlafen (nicht, dass ich tauschen möchte), aber zu dieser Zeit war der regelmäßige Körperkontakt gesichert. Heute ist die Vereinzelung der gebräuchlichere Zustand. Körperkontakt ist oft zielgerichtet und dient einem bestimmten Zweck, sei es bei einer ärztlichen Untersuchung, bei der Pflege oder beim Sex. Nur in der Verliebtheit, diesem seligen Zustand, wollen wir dem geliebten Menschen ständig nahe sein und ihn unablässig anfassen, streicheln, in den Arm nehmen. Später nimmt dieser Drang ab, die eigene Komfort- und Körper-Zone gerät wieder in den Vordergrund. Die nächste Haut- und Körperkontakt-Phase erleben einige Menschen im Eltern-Sein; unglaublich, wie viel man mit dem Baby und Kleinkind kuschelt, es streichelt, hält und liebkost. Da kommt das größte Sinnesorgan bei beiden – Kind und Eltern – voll auf seine Kosten. Ahh, und dann kommt die Pubertät und das Kind wird zum Kaktus… „Das letzte Kind hat Fell!“ Ja, da kann man seinen Akku streichelmäßig wieder aufladen.